DER TIGER VON ESCHNAPUR / DAS INDISCHE GRABMAL (1959) Regional Code 2, sound film, colour, approx. 97 + 97 mins, German, Polyband, order nos. 75024-4 + 75023-7, released 30 Jul 2001
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Letztes Jahr erschien in Amerika auf Video und DVD David Shepards Rekonstruktion
des Original-INDISCHEN GRABMALS mit Mia May und Conrad Veidt (1921, Regie
Joe May), jetzt veröffentlicht Polyband in Deutschland auf DVD das zweiteilige
Remake mit Debra Paget und Paul Hubschmid (1959, Regie Fritz Lang).
Sowohl die Filmhandlung als auch die Entstehungsgeschichte des Films sind bekannt:
Fritz Lang hatte in den 1920er Jahren mit seiner damaligen Frau Thea von Harbou
für Joe May das Drehbuch zu diesem exotischen Abenteuerfilm geschrieben,
und fast vierzig Jahre später gelang es Atze Brauner, Lang zu verpflichten,
wieder (zunächst) zwei Filme in Deutschland zu drehen, eben DER TIGER VON ESCHNAPUR und DAS INDISCHE GRABMAL, Remakes des Films nach seinem
alten Drehbuch, für Brauners CCC (Brauner hat später auch Remakes von
z.B. DIE HERRIN DER WELT und DIE NIBELUNGEN produziert, und natürlich
MABUSE, abermals mit Lang als Regisseur). Die deutsche Filmkritik war nicht
amüsiert und stuft Langs CCC-Filme bis heute als unwichtig und schlecht ein.
Unwichtig sind sie nicht, denn immerhin gehören die beiden Filme zum Oeuvre
eines wichtigen Regisseurs, der möglicherweise gerade wieder entdeckt wird.
Daher ist es ein Verdienst, dieses Oeuvre nach und nach auch auf DVD zugänglich
zu machen, wie es gerade z.B. auch mit einigen Filmen von Hitchcock geschehen
ist. Ähnlich wie man jetzt beginnt, den Blick auch auf Langs Frühwerk
zu richten, wird man sicherlich auch diese Spätwerke in Untersuchungen einbeziehen
müssen, die z.B. fragen, was Langs Stil als Regisseur ausmacht oder wie weit
seine Filme anderen zeitgenössischen Produktionen gleichen.
Und richtig schlecht sind sie irgendwie auch nicht, obwohl sie natürlich
weit entfernt sind von Langs vielen wirklich großen Filmen. Aber so waren
sie halt, die deutschen Abenteuerfilme der 1950er und 1960er Jahre, und Lang würde
vermutlich sagen, man kann eben nicht Erbsensuppe mit Cordon bleu vergleichen
(frei nach Brauners Autobiografie Mich gibt's nur einmal, 1976). Was wir
hier vor uns haben sind einfach zwei Unterhaltungsfilme für den Sonntagnachmittag,
und jeder bietet immerhin eine Gruselszene mit heran rückenden Leprakranken
(kreisch) und einen ziemlich erotischen Tanz von Debra Paget (lechz). Man kann
sich leicht vorstellen, daß Lang das Spaß gemacht hat. Und dem Publikum
des Jahres 1959 wohl auch.
Die DVDs sind mit einer einzigen Tonspur bestückt (deutsch in Dolby Digital
2.0) und mit einigen, allerdings recht dürftigen Extras: Galerien mit Kino-Werbung
zum jeweiligen Film (für Printmedien, nur in schwarzweiß), und kurze
Biografien zu (auf TIGER) Debra Paget und Paul Hubschmid und (auf GRABMAL)
Fritz Lang, allesamt nur in Form von Schrifttafeln. Da hätte man sich mehr
gewünscht: ein Interview mit Atze Brauner vielleicht, Materialien aus dem
CCC-Archiv oder Fotos von den Dreharbeiten. Schön wäre auch ein "Making
of" gewesen, zu dem sicherlich in den verschiedenen Archiven Material vorliegt
(aber eine Nutzung dieses Materials wäre anscheinend zu aufwändig oder
zu teuer gewesen).
Insgesamt ist die Veröffentlichung dieser Filme auf DVD natürlich nur
zu begrüßen, und unsere Wunschliste sei gleich angefügt: Wir wollen
mehr Filme aus den 1950er Jahren (wie wäre es z.B. mit DAS MÄDCHEN ROSEMARIE?), und was hält die europäischen Filmarchive eigentlich
davon ab, ihre schwer zugänglichen Fritz-Lang-Filme auf DVD zu veröffentlichen,
z.B. die Rekonstruktion des originalen INDISCHEN GRABMALS, die im Rahmen
des Project Lumière 1994 angefertigt wurde, oder die inzwischen wieder
vorliegenden frühen Filme HARAKIRI (1919), DAS WANDERNDE BILD
(1920) und KÄMPFENDE HERZEN (1921)?
filmhistoriker.de,
edited by olaf brill.
Last update (this page): 21 Jul 2004.
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