Abstract in English: If there were such a thing as an encyclopedia of strange love stories, Weill's and Lenya's could undoubtedly be found within. From their voluminous correspondence, full of poetry and musical sensibility, a small part is read by Helene Grass and Gerd Wameling, embedded in biografical texts and a musical surrounding of Weill songs, interpreted not only by the talented Grass and Wameling, but also by Lenya ("Alabama Song") and Weill ("Way Out West in Jersey") themselves.
Wenn es ein Lexikon der seltsamen Liebesgeschichten gäbe, dann kämen
zwei Menschen ganz gewiss darin vor: Kurt Weill und Lotte Lenya, geboren als
Karoline Wilhelmine Blamauer. Es war Liebe auf den ersten Blick, als der Komponist
aus gutbürgerlichem Hause und die Tochter eines Fiakerkutschers, Gelegenheits-Prostituierte
und -Schauspielerin 1924 aufeinander trafen, und sie hielt bis zu Weills Tod
im Jahre 1950.
Mit Erscheinen der umfangreichen, fast 400 Briefe umfassenden Korrespondenz
der beiden unter dem Titel "Speak Low (When You Speak Love)" im Jahre
1996 (dt. "Sprich leise, wenn Du Liebe sagst", Köln 1998 bei
Kiepenheuer & Witsch) konnte sich jeder ein Bild machen von dem, was die
beiden trotz aller Freiheiten, die sie sich einräumten und herausnahmen,
verband: Eine Beziehung zwischen zwei wirklichen Individuen, voller Poesie und
musikalischer Sinnlichkeit. Und dennoch nannten sie sich gegenseitig ziemlich
unprosaisch "Tüti" (Lenya) und "Schnübchen" (Weill).
Jetzt ist ein kleiner Teil dieses Briefwechsels auch als Hörbuch erschienen,
oder besser: als Hör-Collage. Denn auf diesen zwei CDs mit dem Titel "Ohne
Dich macht mir überhaupt nichts mehr Spaß. Lotte Lenya -- Kurt Weill"
sind die Brief-Ausschnitte eingebettet in biographische Passagen und in ein
musikalisches Drumherum aus Weill-Songs. Es ist die Aufnahme einer Live-Lesung
des Briefwechsels im Berliner Renaissance-Theater.
Das macht die Sache interessant, erst recht für die, die sich nicht durch
die knapp 500 Seiten des Buches wälzen mögen. Die Auswahl erstreckt
sich über die beinahe 30 Jahre der Zweisamkeit und über die Kontinente.
Von Berlin geht es in die Emigration, quer durch Europa, nach New York, Hollywood
und schließlich Palästina. Aus dem avantgardistischen, neu-tönenden
Berliner Weill wird der Broadway- und Hollywood-Komponist, aus Lenya ein Weltstar
und die wohl bedeutendste Weill-Interpretin, der die Seeräuber-Jenny aus
der "Dreigroschenoper" auf den Leib geschrieben wurde.
Es ist nicht nur die mit Liebkosungen und mancher Pikanterie beschworene Vertrautheit
der beiden, die diese vorgelesene Korrespondenz zu einem Hörerlebnis macht.
Vielmehr erlebt man die Irrungen, Wirrungen und Alltäglichkeiten zweier
Künstlerleben in dieser Zeit; von der Reise nach dem winterlichen St. Moritz
beispielsweise und der dort dräuenden Verkühlung oder dem Automobil,
das man sich nun endlich leisten konnte und das Freude bereitet.
Helene Grass liest die Briefe der Lotte Lenya, Gerd Wameling die Kurt Weills
-- eine gelungene Besetzung, gerade auch im Hinblick auf das Gesangstalent Helene
Grass', die etwa gleich zu Beginn den "Barbara-Song" von Kurt Weill
mit dem Text von Bertolt Brecht zu Gehör bringt oder ganz am Ende zusammen
mit Wameling das "Lied von der Unzulänglichkeit". Doch auch die
Stimmen der beiden eigentlichen Protagonisten erklingen in alten Aufnahmen:
Lotte Lenya singt den "Alabama-Song", Kurt Weill "Way Out West
in Jersey", letzterer mit unverkennbarem Berliner Akzent.
Das beiliegende Booklet ist hübsch gemacht, doch ein wenig dürftig
-- aber das ist auch der einzige Schwachpunkt dieser ansonsten hörenswerten
Angelegenheit.
Tracks
CD 1
CD 2
filmhistoriker.de,
edited by olaf brill.
Last update (this page): 21 Jul 2004.
The texts and images on this site are copyright © by the respective authors,
except where otherwise noted. Mostly, the items were published by kind permission,
but we were not able to find out all the copyright holders or their legal successors.
If you know about them, please let us know, especially if there's anything wrong
with publishing these texts or images. We do not intend to harm anyone's rights
and thought we best serve the purpose of understanding film and general history
displaying this source material and make it available for everyone.
If no author or source is noted, the texts are copyright © 1996-2006 Olaf
Brill.
Impressum Datenschutz