FILM FAUST, EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE (GER 1926)

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LITERATURE
    Faust, eine deutsche Volkssage (1926)

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FAUST, EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE
FAUST

Directed by: F.W. Murnau.
Written by: Hans Kyser
(from motifs by Johann Wolfgang von Goethe, Christopher Marlowe, the Faust legend, and Ludwig Berger's script "Das verlorene Paradies").
Production company: Universum-Film AG (Ufa), Berlin.
Executive Producer: Erich Pommer. *
Photography: Carl Hoffmann, **
Erich Grohmann (assistant).
Set design: Robert Herlth,
Walter Röhrig,
Arno Richter (assistant).
Costume design: Robert Herlth,
Walter Röhrig,
Georges Annenkov (assistant).
Music: Werner Richard Heymann ***
(using motifs by Richard Wagner and Richard Strauss).
Cast: Gösta Ekman (Faust),
Emil Jannings (Mephisto),
Camilla Horn (Gretchen),
Frida Richard (Mother),
Wilhelm Dieterle (Valentin),
Yvette Guilbert (Marthe Schwerdtlein),
Eric Barclay (Duke of Parma),
Hanna Ralph (Duchess Parma),
Werner Fuetterer (Archangel),
Hans Brausewetter (Country lad),
Lothar Müthel (Monk),
Hans Rameau,
Hertha von Walther,
Emmy Wyda.
Studio / Locations: Ufa-Ateliers Berlin-Tempelhof (shot September 1925 - mid-May 1926).
Première: 25 Aug 1926, U.T. (Ufa-Theater) Nollendorfplatz, Berlin (press screening), ****
14 Oct 1926, Ufa-Palast am Zoo, Berlin.
Censorship data: 17 Aug 1926, B.13483, 7 acts, 2484 m, X-rated,
26 Oct 1926, B.13979, 7 acts, 2475 m, G-rated,
09 Dec 1927, O.13979, 7 acts, 2475 m, X-rated.
Restoration data: 1995: "Project Lumière" restoration by Luciano Berriatúa (Filmoteca Española, Madrid), in co-operation with Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung, Deutsches Filminstitut (DIF), and Det Danske Filmmuseum.

* Pommer left the Ufa before the film was completed, in January 1926.
** Karl Freund was involved in preparing the picture, but broke his leg and had to call off.
*** The Ufa originally assigned Giuseppe Becce composing an original music, but he had to call off due to schedule reasons. In addition to Heymann's score, there is a score written by Paul A. Hensel.
**** According to Prinzler 2003, p. 279, a single screening of a version with intertitles by Gerhart Hauptmann took place on 26 Aug 1926. This is wrong. It is probably a misinterpretation of the Film-Kurier text by Georg Herzberg presented below. Hauptmann indeed was assigned and did write intertitles for FAUST, but they were never used. Instead, at the press screening on 25 Aug 1926, and at the official première on 14 Oct 1926 as well, the Ufa used intertitles by screenplay writer Hans Kyser.



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ABSTRACT



Light and shadow! The conflict between good and evil, salvation and damnation. -- Murnau's last German film was allegedly not based on Goethe, but on the mediaeval Faust legend (despite of Gretchen) and other sources. The Ufa hired Gerhart Hauptmann, Germany's then most famous contemporary writer, he got loads of money, his name was advertised, he wrote intertitles in verses, and then -- luckily -- his version was abandoned. Instead, screen-writer Hans Kyser's prosa intertitles were used. Murnau's FAUST is of course not literature -- it's pure film, a composition of light and shadow.




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REVIEWS



Georg Herzberg
Um die Faust-Titel


Der Faust-Film ist in einer Interessentenvorführung gezeigt worden.

Aus begreiflichen Gründen wurde die Presse vorher gebeten, die Kritik bis zur öffentlichen Uraufführung zurückzustellen.

Es sei daher auch nicht unsere Absicht, diese Forderung zu mißachten. Aber etwas muß über den Film schon jetzt gesagt werden, aus dem einfachen Grund, weil es bei der Premiere zu spät ist.

Das sind die Filmtitel. Bekanntlich hat die Ufa Gerhart Hauptmann mit ihrer Ausführung betraut.

In einer Montags-Zeitung wurden Proben aus den kommenden Titeln veröffentlicht. Und die schlimmste Befürchtung des Filmmenschen ist eingetroffen: Die Faust-Titel sind in Versform gehalten.

Was das für das Tempo des Films uns seinen Rhythmus bedeutet, das werden die Leute, die in dem verfilmten Faust nur den Versuch des Films sehen, ein höheres "literarisches" Niveau zu erreichen, nie begreifen.

Nun hat aber der gestern gezeigte Faust-Film Titel. Sie stammen wohl von Kyser. Es mag an einigen etwas auszusetzen sein. Aber als Gesamtheit gesehen, genügen sie den Anforderungen, die man an sie stellen kann, vollkommen. Sie sind knapp gehalten, ihre Sprache ist schön und würdig -- und sie sind in Prosa geschrieben.

Hauptmanns Titel kennen wir noch nicht. Wir können deshalb heute noch nicht über sie urteilen. Aber die zuständigen Stellen bei der Ufa mögen bei Empfang der Titel unparteilich und ohne auf Hauptmanns Namen zu achten, urteilen, welche Titelfassung dem Film am besten gerecht wird.

Entsprechen die Hauptmann-Titel nicht den Erwartungen, dann möge man Extravorstellungen für die "Literaten" mit "literarischen" Titeln geben.

Aber denen, die den Film lieben, gebe man einen Faustfilm mit Filmtiteln.

Film-Kurier (Berlin) vol. 8, no. 199, 26 Aug 1926.

Dr. Hans Feld
Das "Happy end" des Faustfilms


Ein bekannter Theaterkritiker hat vor ein paar Wochen in einer privaten Unterhaltung einige Worte über den "Faust"-Film gesagt, die charakteristisch sind. "Der Film fängt wundervoll an. Ein paar Szenen lang ist man völlig hingerissen. Wieder einmal ist man begeistert von den unerhörten technischen Möglichkeiten des Films. Und dann kommt das Ende: Faust und Gretchen gen Himmel schwebend. -- Glauben Sie immer noch an die künstlerische Gegenwart des Films?"

Diese Worte sollten uns zu denken geben. Es muß immer wieder gesagt werden, daß die vornehmste Aufgabe des Films in Deutschland darin besteht, die Gebildeten für sich zu gewinnen. Der Film kann nur dann zum Allgemeingut werden, wenn es ihm gelingt, sich auch bei den Intellektuellen durchzusetzen.

Es ist bekannt, daß die Zeit, in der eine Annäherung dieser geistigen Oberschicht an den Film zu verzeichnen war, vorüber ist. Die Kinematographie, von der sie so viel erhofften, so viel erhoffen konnten, hat nicht gehalten, was sie versprach.

Auf diese Weise ist gerade bei den Gebildeten, die bereits begonnen hatten, für das Kino einzutreten, eine starke Enttäuschung eingetreten, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden darf. Es gilt für den Film, das verlorengegangene Gebiet zurückzuholen und darüber hinaus Neuland zu erobern.

Die Eignung des "Faust"-Schlusses zur Intellektuellen-Werbung erscheint fraglich. Ueber die philosophische Bedeutung des amerikanischen happy end läßt sich viel schreiben. Es entspricht der Wirtschaftsstruktur einer Nation, die im struggle for life jedermann eine chance zum Vorwärtskommen gibt.

Die alte deutsche Sage vom Erzmagier Doktor Faustus schließt mit Fausts Höllenfahrt. Bereits der Lessing zugeschriebene Faust von 1776 bringt -- wie nach ihm der Goethesche -- den Gedanken einer Erlösung des reuigen Sünders von ewiger Verdammnis. Soweit wäre das Eingehen Fausts in die Wonnen des Film-Himmels literarisch gerechtfertigt.

Eine Schluß-Allegorie zeigt Faust und Gretchen verschlungen auf einem Brett gen Himmel schwebend: Im Tode vereint oder die Wunder des Schnürbodens.

Murnau selbst hat offenbar das Komische dieses "bretternen" Schlusses empfunden; er hat es so kurz wie möglich gemacht. Kurz, deswegen aber noch lange nicht schmerzlos. Vielleicht wäre es besser gewesen, den kraftvollen Schluß der alten Sage, den Höllensturz Faustens beizubehalten. Die Allegorie muß auf jeden Fall verschwinden. Diese wenigen Meter können viel Schaden anrichten, denn sie verwischen den Eindruck.

Der Anfang des Films entspricht der mittelalterlichen Faust-Sage. Am Ende hat er sich bedenklich Gounods "Margarethe" genähert. "Lasse mich, lasse mich ... "

Film-Kurier (Berlin) vol. 8, no. 199, 26 Aug 1926.

Willy Haas
Um Gerhart Hauptmanns Faust-Titel.
Ein offener Brief an Hans Kyser.


Merseburg, am 1. September.

Hochverehrter und lieber Herr Kyser,

ich lese hier, in der uralten deutschen Kaiserstadt -- sicherlich die richtige Luft, um an Doktor Faust zu denken -- noch einmal Ihren offenen Brief an Gerhart Hauptmann aus der "B. Z." mit jener Muße, die mir der Berliner Betrieb niemals gewährt; und ich möchte mir erlauben, in dieser Sache ein paar Worte an Sie zu richten.

Sie sind Dichter und lieben also das Schöne in dieser Welt; ich bin Kritiker und interessiere mich mehr für das Wahre, auch wenn es gar nicht schön ist.

In dieser Richtung möchte ich Ihre Aeßerungen etwas ergänzen. Sie müssen mir aber den Zynismus einer Wahrheit, die eben nichts anderes ist als zynisch, freundlichst gestatten.

Es ist ein echt dichterischer Irrtum von Ihnen, die Angelegenheit dieser Faust-Titel von Hauptmann überhaupt von einer geistigen Seite zu behandeln. Selbstverständlich sind Ihre Ansichten über den literarisch völlig belanglosen Behelfscharakter aller Filmtitel richtig. Aber ich glaube nicht, daß irgendein vernünftiger Fachmann diese Ansichten jemals bezweifelt hat und seine grundsätzliche gegenteilige Meinung durch die Bestellung dieser Titel bei dem offiziösen deutschen Dichterfürsten bekunden wollte. Keine Rede. Man suchte eine wirkungsvolle und noch nicht dagewesene Reklame. Man kam auf den Reklameeinfall Hauptmann. Hauptmann forderte eine bestimmte Summe -- wenn das Gerücht die Wahrheit spricht, fast auf den Pfennig genau soviel, wie Goethe von Cotta für das ganze Faustdrama bekam.

Die Propagandaabteilung hielt diese Summe durch die Reklamekraft des Namens Hauptmann für gedeckt. So kam das Gerücht zustande. Was die inneren Beziehungen des Dichters zu dem Faustfilm betrifft, die Sie so respektvoll philosophisch zu korrigieren suchen, so dürften die einfacher durch die entsprechend hohe Anzahl guter Weinflaschen, die man für diesen Betrag kaufen kann, zu umschreiben sein.

Wozu große Worte machen? Wir wollen doch nicht immer und immer wieder so tun, als ob wir die dummen Träumer wären. Sie wissen genau so gut wie ich, daß die Sache so und nicht anders steht.

Kein Wort gegen die Reklameabteilung! Sie verdient den Pour le mérite mit Dollarzeichen für diesen Einfall. Aber auch kein Wort literarischer Debatte zu einer Angelegenheit rein geschäftlicher Natur. Tun Sie was Sie wollen, lieber Dichter; aber, um Himmelswillen, blamieren Sie durch Ihren rührenden Idealismus nicht den ganzen Schriftstellerberuf!

Interessant wäre es nur zu erfahren, was unser verehrter Meister Murnau zu diesem gelungenen Einfall seiner Propagandaabteilung sagt?

Ich kenne diesen Mann seit Jahr und Tag, und ich glaube Ihrer Zustimmung sicher zu sein, wenn ich sage: wir wollen ihm das letzte Wort lassen.

Und so wollen wir uns denn zu dem zweistimmigen Unisono-Sprechchor vereinigen:

"Lieber Doktor Murnau, was sagen Sie denn dazu? Antworten Sie, bitte!! "

Ich weiß, Sie würden im Angesicht des nächtlichen Merseburger Doms auf solche banale Wahrheiten gar nicht kommen. Ich ja. Das gerade ist unser Beider Vorzug.

Ihr Sie hochschätzender
Willy Haas.

Film-Kurier (Berlin) vol. 8, no. 208, 06 Sep 1926.

--o.--
Herlth und Röhrig zum Faust-Film


Vor einiger Zeit schrieben mir zwei der bekanntesten Berliner Filmarchitekten u.a. folgendes: "Sie wissen ja, welch eine schwere Arbeit der Faust-Film war. Sie haben sich selbst davon überzeugt, welch einen Anteil gerade wir Maler an der bildlichen Komposition dieses Films hatten und als Fachmann verstehen Sie ohnehin, was für derartige Stoffe das weiße, leere Papier bedeutet. Ich meine . . . anfangs, war keine Vorstellung außer der Handlung . . . da mussten wir herhalten.

Wie aber sieht es jetzt aus? Wie stellt sich nun die Firma zu unserer Arbeit? Sie hat den Film an eine andere Firma verkauft und da kennt man uns nicht einmal (so scheint es), man weiß noch gar nichts von dem eigentlichen Hergang der künstlerischen Schöpfung dieses Films. Soll es so sein? Halten Sie das für eine gerechte Regelung der Anerkennung künstlerischer Arbeiten? Für jede Kunstgattung existiert das Urheberrecht, und wenn ich auch zugeben muß, daß in den Augen der großen Masse der Filmproduktion der Arbeitsanteil des Architekten und Malers nur verhältnismäßig gering ist, so waren es dennoch in diesem Falle beim Faust-Film bestimmt Maler, Filmleute schlechthin."

+

Diese Aussage zweier filmisch so anerkannten Künstler, wie Herlth und Röhrig scheint mit nicht zu Unrecht erhoben zu sein. Wenn auch die Namen dieser beiden Malerarchitekten auf einer ganzen Reihe von Ankündigungen des obigen Films zu lesen sind, so hat man sie dennoch viel zu wenig der großen Oeffentlichkeit, sowohl der Fachwelt wie auch dem Publikum bekanntgegeben, man hat zwar immer wieder vom Regisseur und den Hauptdarstellern gesprochen, von dem vielen Geld, das dieser Film gekostet hat, von den großen Erwartungen, denen man sich hinsichtlich seiner Auswertung (mit Recht) hingibt, aber wenig, viel zu wenig, fast gar nicht von dem Architekten und dem Kameramann.

Das sind unstreitig Unterlassungssünden, zumal sich gerade dieser Film wie wenig andere, auf dem Optischen, dem Filmarchitektonischen vollständig aufbaut, jede Szene sich dem Beschauer so darbietet, als wenn Milieu, Format und Bewegung des Bildausschnittes von einem einzigen Künstler geschaffen wären. Das schmälert nicht im mindesten das Verdienst des Regisseurs, aber es rückt dasjenige der Filmarchitekten besonders in den Vordergrund, zumal man sich vor Augen halten muß, daß wirklich "im Anfang das leere Blatt Papier war". Denn wir wollen uns doch darüber klar sein, daß auch der genialste Regisseur unbedingt der Kulisse, des Hintergrundes seines Gestaltens bedarf, um seelische Vorgänge ins Bewegungstechnische und Reinoptische transportieren zu können.

Seinerzeit schrieb ich bereits gelegentlich eines Atelierbesuches über die eigenartige Bauweise von Herlth und Röhrig, ihr ausgesprochen perspektivisches Bauen, ihre Tendenz, alle Vorgänge so in das Bild zu stellen, daß schon die Größenverhältnisse, die Formen und die Farbabtönungen der Gegenstände an sich das Verständnis und Empfinden des Zuschauers unterstützen und beflügeln. Es ist wohl durchdachte und künstlerisch aufs feinste abgestimmte Absicht der beiden Architekten, daß zum Beispiel in Gretchens Zimmer sich ein (scheinbar) riesengroßes Fenster befindet, hinter dessen Butzenscheiben der gigantische Schatten von Mephisto oder Faust sichtbar wird. Weht erwogene Absicht, daß Mephistos Teufelsfrage beinahe eine ganze Wand ausfüllt, während sich die Klingen von Valentin und Faust auf der nächtlichen Gasse kreuzen. Alle diese winkligen Gassen und Gäßchen, diese Erker und Ecken, diese leeren und hallenden Domräume, der gleichsam über einen unermeßlich tiefen Abgrund hinwegführende, aufsteigende Viadukt, über dessen Geländer sich Mephisto hinabbeugt, diese Ueberschneidungen der Dekorationen und gleichsam auch der Geschehnisse stellen einen ganz neuen Abschnitt der Filmarchitektur vor: das optische Bauen.

Man hat schon früher ähnliches versucht, (...) Dekorationen gebaut, die sich aufs engste schon in ihrer Form dem psychischen Geschehen, das in ihnen spielt, anpassen, aber es scheint mir, als ob man noch in keinem Film diese Absichten und diesen Weg so zielbewußt und systematisch verfolgt hat, wie im "Faust".

+

Kommen wir zum Brief von Herlth und Röhrig zurück! Wirklich muß man fragen, wann endlich dem künstlerischen Filmarchitekten und Filmmaler im Werk und im Abglanz seines Werkes diejenige Stellung eingeräumt werden wird, die der Kameramann in allerjüngster Zeit zu erringen sich auf dem besten Wege befindet. Es soll keiner eine Extrawurst bekommen, aber auch keiner, dem ein großes Verdienst an einem bedeutsamen Werk gebührt, sollte beiseite stehen.

Film-Kurier (Berlin) vol. 8, no. 240, 13 Oct 1926.

--dt.
Der Faust-Film.
Uraufführung im Ufa-Palast am Zoo.


Das Vorspiel zu diesem Film war literarisch. In dem Drang nach der Etikette, nach dem großen Namen, der so bezeichnend für die Erlebnisse dieser Zeit ist, hatte die "Ufa" Gerhart Hauptmann gebeten, die Zwischentitel zu dem Faust-Manuskript von Hans Kyser, das natürlich schon die Titel enthielt, neu zu schaffen. In einer sehr unglücklichen Minute übernahm Hauptmann diese Aufgabe. Hanns Kyser bewies ihm öffentlich, daß er, gerade Hauptmann, dies niemals hätte tun dürfen. Erwägungen . . . Dann, obwohl die flimmernde Leinwand die Kulisse nicht kennt, lange Gespräche hinter den Kulissen. Der Film rollt auf -- ohne die Titel von Hauptmann. Das literarische Vorspiel ist zu Ende.

Hans Kyser, der das Manuskript schrieb, und Dr. Murnau, der es in das stark bewegte Leben des Films transportierte, sind sich beide klar gewesen, daß ihre Hände und Gedanken an Heiligtümer rührten, die sehr hoch stehen. Kyser hat dies auch selbst ausgedrückt: "Ganz tief zu Goethes Füßen wollen wir den Faust-Film wie eine bescheidene Gabe der Huldigung niederlegen."

Dieser Standpunkt einen Strebenden, der sich bemüht, löscht das Wort "Blasphemie", an das man sonst doch denken könnte. Denn der Fauststoff, in Jahrhunderten langsam geworden, funkelt, unsterblich, in der Schönheit eines Versgewandes, das Goethe ihm gewebt hat. Vielleicht die leuchtendsten Worte, die menschliche Sprache überhaupt geschaffen hat, vielleicht die brennendsten Gedanken, die gedacht worden, sind in diesem Faustbuch versiegelt. Nun soll der Film, während er von Goethe doch Handlung und Personen leiht, ohne die Leuchtkraft dieser Verse leben . . .

An ein paar entscheidenden Stellen des Filmwerkes geht es einem denn auch so, daß fast unbewußt in einem aufklingen die goldenen Saiten, an die Goethes Hände gerührt haben. Wenn Gretchen in der Pfeilerkühle des Domes zusammenbricht, dann sprechen unsere Lippen wohl leise vor sich hin: "O neige, du Schmerzensreiche . . . "

Aber das sei Murnau und Kyser zugestanden: sie sind mit Augen voll von Ehrerbietung an ihre Aufgabe gegangen. In einem wundervollen Zuge, der kaum eine dumpfe Stelle oder Lücke läßt, zieht das Spiel von Doktor Faust vorüber. Schon der Auftakt packt und jagt hinein im Bereitsein für Wunder und Gesichte. Die drei apokalyptischen Reiter jagen einher, der Böse hadert mit dem Strahlenglanz des Engels; dann mittelalterliches Stadtbild, traumhaft schön hingebreitet . . . die schwarze Pest . . . die hoffnungslose Arbeit des Doktoren Faust an der geschlagenen und armseligen Menschheit. Ueber Stadt und Land dann die Schwingen Satans dunkel gebreitet. In diesem Bilde hat Murnau die größte Leistung der künstlerischen Regie gegeben, die sich mit den heutigen Filmmitteln erreichen läßt.

Die Beschwörung des Teufels, in der man aus Gründen des Geschmacks und der Wirkung natürlich Goethische Spuren vermied, findet am Kreuzweg statt. Geisterhafte Erlen und seltsame Büsche wachsen aus Grauen der Nacht empor.

Nachdem sich der Teufel manifestiert hat, läuft die Filmhandlung stärker in die Spuren Goethes ein. Nach einem wirklich zauberhaft schönen Flug auf dem Zaubermantel Mephistos, erlebt Faust neue Jugend und neue Liebe -- um schließlich zu Gretchen zu kommen.

Es gibt Stellen in diesem unsterblichen Spiel zwischen Faust und Gretchen, die auch im Film von starker und sehr künstlerischer Wirkung sind; aber gerade in diesem Spiel liegen auch die Schwächen des Films, der an manchen Stellen hier der Gefahr der Süßlichkeit nicht genug ausweicht. Jannings als Mephisto reißt manche Szene, die sonst abgleiten würde, zu heller Wirkung empor. Wie sich aus Gemeinheit, Schlauheit, sattem Behagen plötzlich die ganz große und zynische Teufelsfrage entwickelt, das ist schon eine meisterliche Leistung. An ihn heran reicht nicht der Faust des Gösta Ekman, so glühende Momente er namentlich als verjüngter und liebessehnsüchtiger Mensch hat. Fast meint man zunächst von dem Gretchen, das schon vorher so stark gefeiert worden ist, daß sie doch gar zu sehr süße Puppe bliebe, aber in den Schmerzensszenen strahlt aus dem zarten Gesicht von Camilla Horn doch etwas wie echter Heiligenschein des Leides. Ihre Wanderung durch die Winternacht mit dem Kindchen im Arm, ihr Weg zum Scheiterhaufen sind rührend und einfach dargestellt. Yvette Guilbert als Frau Marthe hat man wohl nur des Namens wegen in die Reihe gestellt. Sie gibt eine gute und markante Type der Kupplerin, ohne über die "Rolle" hinauszuwachsen.

Faust stirbt auf dem Scheiterhaufen, der Gretchens Seele befreit, stirbt als alter Mann, die Knie umklammernd der mater immaculata. Wenn das letzte Bild verlöscht, verlöscht die Flammenschrift. "Liebe", dann bleibt -- und das ist viel -- der Eindruck einer starken und echten Erschütterung.

Vielleicht hat Kyser Recht, und das Filmwerk wäre damit erhoben und gerechtfertigt, daß in immer neuen Scharen die echte Begierde nach Goethes Faust geweckt wird, um, von der einfachen Bildphantasie des Films angeregt, in jene magischen Regionen des Geistes einzudringen, die Goethes Weltdichtung ihnen öffnen kann.

Man sah im Publikum die markantesten Erscheinungen künstlerischen, diplomatischen und wissenschaftlichen Berlins. Der Beifall war außerordentlich stark. Ein großer deutscher Filmerfolg.

Gerhart Hauptmanns Verse.

"Die Ufa unterbreitet hier der deutschen Oeffentlichkeit Gerhart Hauptmanns Verse zum Faustfilm . . . " Mit diesen Worten leitet die Ufa ein illustriertes Büchlein ein, das die Verse Hauptmanns, die der Film richtigerweise verschweigt, nun dort zum Abdruck bringt. Bei ihrer Lektüre kann man objektiv nur bedauern, daß Gerhart Hauptmann in der Tat schlecht beraten war, als er dieses unglückliche Erzeugnis, das sichtlich in dunklen Stunden verfaßt wurde, drucken ließ. Mit dieser Feststellung erübrigt sich jedes weitere Eingehen oder eine kritische Würdigung.

Berliner Lokal-Anzeiger vol. 44, no. 487, 15 Oct 1926 (early edition).

Dr. Hans Wollenberg
Der Faust-Film


Der gestrige Abend brachte im Ufa-Palast am Zoo die deutsche Uraufführung jenes Films, dem Fachwelt und Publikum schon seit geraumer Zeit mit großer Spannung entgegensahen.

Der Faust-Film der Ufa gehört zu den Meisterleistungen deutscher Filmkunst. Aus deutschem Sagenstoff geschöpft, vom größten deutschen Dichtwerk beeinflußt, von zwei deutschen Architekten, deutschen Technikern gestaltet, wird er der Welt Achtung vor unserem ernsten Streben abnötigen, das gestern abend vom festlichen Haus durch Beifall anerkannt wurde. Camilla Horn, die Darstellerin des Gretchens, durfte sich Seite an Seite mit Hans Kyser, dem Autor, und Carl Hoffmann, dem Kameramann, dankend verneigen. Murnau, der Spielleiter, hatte aus Hollywood, Emil Jannings von Bord des "Albert Ballin" Grüße gefunkt.

Die Handlung.

Sturmgejagt wandern die Wolken durchs All. Im ewig ruhelosen Gewölk treiben drei Reiter einher, mit dem Sturm um die Wette: Böten des Bösen -- Krieg, Not, Pest.

Düster dampfen die Wolkenschwaden aus den Urgründen der teuflischen Tiefe, leuchten silbern im Sonnenglanz überirdischen Lichts, das aus den Toren zu Gottes Himmel bricht. Licht und Finsternis halten Zwiesprache, Engel und Teufel. Ist der Mensch böse? Faust ist es nicht! Satan lacht Hohn. Himmel und Hölle wetten um die Seele Fausts, des Gelehrten.

Drunten das Städtchen. Spitzgiebelig. Fausts Heimat, so eng, so umgrenzt, wie sein Geist umfassend, Tiefen und Höhen durchforschend.

Schatten breitet sich drohend über die Stadt: Satans düstere Flügel. Drunten ist Jahrmarkt. Gaukelkünste bejauchzt das Volk -- Satans giftiger Odem bringt Pest und Tod. Das große Sterben beginnt. Männer, Frauen, Kinder in winkligen Gassen, in engen Gemächern. Feuer gehen nicht aus, flackern vergebens gegen die Seuche. Bußpredigten eifernder Mönche verhallen, verschallen. Todesverzweiflung feiert Orgien letzter Lust. Sterbegeläut Tag und Nacht.

Faust will helfen. Seine Kunst versagt. Fruchtloser Tand die Weisheit dicker Folianten, geheimnisvoller Retorten. Hoch flammt die Lohe, hinein ins Feuer mit dem sinnlosen Plunder verlogener Gelehrtheit! Auf den Scheiterhaufen das Buch der Bücher selbst, die Heilige Schrift. Die Gottes-Liebe lügt -- Gottes, der seine Menschen mit Pest schlägt. Gierig züngeln die Flammen.

Doch siehe, wie jener andere Foliant sich in der Lohe krümmt! Was will der dir sagen, Faust? Er lockt dich zum Bösen. Wenn Gott nicht hilft -- vielleicht der Satan? Auch Satans Macht ist groß auf Erden.

Geisterstunde. Unheimlich einsam die Nacht. Weidenstümpfe, gekrümmt gleich Gespenstern. Am Kreuzweg Faust. Mit bannenden Formeln beschwört er den Bösen. In höllischen Flammen lodert der magische Kreis. Rund um ihn. Die Flammen verschwinden. Und neben ihm hockt mit dämonisch glitzernden Augen ein unheimliches Etwas. Angst schüttelt ihn, Reue, Gewissen. Gepeinigt flieht er. Nur heim, heim! Und hier, und dort, und überall: immer wieder das funkelnde Augenpaar.

Aus enger Studierkammer gibt's kein Entweichen. Schleimig und schleichend, grau und lauernd umgarnt ihn der Böse. Nur für einen Tag gelte der Pakt. Dann sei Faust wieder frei. Mit Blut wird der Name darunter gesetzt.

Nun hat Faust die Macht. Macht, Hilfe zu bringen, die Gott verweigert. Kranke, Sterbende, Tote werden geheilt. Doch schau, Faust, das Kruzifix in der starren Hand jenes Mädchens, das sie hinaustragen! Vor ihm versinkt deine Macht zu nichts. Und das Volk erkennt dich als Werkzeug des Bösen. Steine sausen durch die Luft, verfolgen dich bis in der Kammer schützende Mauern. Jetzt erst, Faust, bist du ganz des Teufels, deines Knechtes, Knecht.

Aus dem zermürbten, zergrübelten, greisen Gelehrten wird der glatte, blühende Jüngling. Aus dem grauen, geduckten, schielenden Dämon ein stattlicher, aufrechter, schmucker Kavalier; kühn wippt des Teufels Hahnenfeder am Barett. Schon trägt der Zaubermantel beide in die Ferne -- die Ferne.

Wolken segeln. Kraniche ziehen. Frei geht der Flug über Täler und Berge, über Wälder, Wiesen und Dörfer. Alpengipfel erglänzen im ewigen Schnee, Abgründe in dräuender Finsternis. Tiefer und tiefer wird des Himmels Blau. Hoch steht die Myrte, ernst der Lorbeer. Marmorweiß schimmern Paläste und Tempel einer schöneren Welt. Hier rauscht ein Fest. Hochzeit feiert die schöne Herzogin in schäumender Üppigkeit. Des Zaubermantels Flug endet.

Da gibt's für den teuflischen Diener zu tun. Von der Seite des Bräutigams fort sinkt die Fürstin aufs Brautbett -- mit Faust. Feuer der Jugend durchpulst die verjüngten Adern -- verjüngt durch Teufels Werk.

Geisterhand greift, über Berge und Täler hinweg, in Faustens vereinsamtes Studiergemach. Dort steht die Standuhr. Ein Tag ist um. Der Tag des Paktes.

Wie: Jetzt verzichten? Auf die Seligkeiten wiedergewonnener Jugendlust verzichten? Zurücksinken in die Larve des verbrauchten, zergrübelten Greises? Nimmer! Satans Rechnung war richtig. Der Pakt wird verlängert. Sein bleibt Faust für diese und jene Welt.

Becher der Lust, in gierigen Zügen geschlürft, sind bald geleert. Droben, in der Berggipfel ragender Einsamkeit, spricht wahres Gefühl, Die Kaiserkrone? Behalte sie. Stimme des Herzens ruft: Heimat, Heimat!

Ostermorgen. Süß-vertrauter Glockenton. Blühende Bäume, Lenzesduft. Frohe, freie Menschen. Weit geöffnet die Tore des Domes. Andächtige, Kindlich-Gläubige strömen hinein. Mit ihnen: Gretchen.

Mit den Osterglocken schlägt die Stunde der Liebe. Für Gretchen und Faust. (Mehr Schiller, als Goethe. Mehr "Glocke", als "Faust I".) Mutter ist gütig. Ahnungslos. Aber die Nachbarin, die Muhme! "Wie auserlesen zum Kuppler- und Zigeunerwesen." Wie sie den gleißenden Schmuck, die Gabe des Freiers, bewundert. Wie sie die junge Eitelkeit kitzelt. Das ist Junker Satans geborene Partnerin!

Fahnen wehen. Trommeln wirbeln. Landsknechte kehren heim. Gretchens Bruder dazwischen. Kriegerkehlen sind durstig. Es schäumen die Becher. Und in Gretchens Kammer -- Faust. Eine Nacht nach Satans Gusto. Für ihn gibt's zu tun: Gretchens Mutter aus dem Schlaf zu schrecken. Tot sinkt sie nieder, als sie das Unfaßbare sieht: den Fremden in der Tochter Gemach. Und schon ist Satan beim Bruder. Reizt ihn, spornt den Weinseligen, hetzt ihn nach Hause, dem Buhler der Schwester ans Leben. Schwerter klirren. Landsknechts Arm ist stark und schwertgewohnt. Satans Klinge dazwischen. Der Bruder fällt. "Mord, Mord!" gellt Teufels Ruf durch die nächtlichen Gassen. -- Und schon ist er mit Faust fern . . . fern.

Gretchen am Pranger. Verspottet, verhöhnt. Gretchen an der Kirche, gemieden, verfemt. Gretchen im weiten, weiten Land. Weihnachtsglocken von fernher. Drinnen, die Menschen, feiern die Jungfrau, die Mutter, das Kind. Draußen: Gretchen wankt durch den tiefen Schnee. Ein winselndes Bündel im Arm. Fenster schließen, Türen verriegeln sich ihr. Hin sinkt sie mit dem winselnden Bündel. Und der Schnee fällt und fällt. Mater dolorosa. Gnädiger als Menschen decken die Flocken ein trostloses junges Menschenleben. Breiten dem Kindlein ein weiß-weißes Leichentuch. Und die Mutter erstarrt.

Rauhe Fäuste greifen sie auf. Schleppen die Kindsmörderin zu den Menschen zurück. Kerkerstroh raschelt, Ketten klirren -- alle Gedanken, alle Sehnsüchte flattern fliehend zum fernen Geliebten hin.

Erreichen ihn -- wieder auf einsamer Gebirgskuppe. Und noch lebt Liebe, noch spricht Gewissen: Auf, Teufel, auf, die Geliebte retten! Auf Wolkenrossen hin, hin zu ihr. Schon züngeln die Flammen zum Scheiterhaufen.

Hin zum Holzstoß, zum Pfahl, im dem der Liebsten entkräftet-süßer Körper wie eine jung-welkende Blume hängt: "Gebt Platz, ihr Gaffer, ihr Henkersknechte!"

Die Flammen züngeln, der Wrasen raucht. Faust flucht dem Verhängnis der Jugend, hat zum erlösenden Glauben zurückgefunden. Der Teufelspakt ist gebrochen.

Satan läßt nicht mit sich handeln. Ein weißhaariger, zermürbter, zergrübelter Greis steht an Gretchens Seite in tödlicher Flamme. Aber aus des Auges Strahl springt ihr der Blick des Jünglings, des Geliebten entgegen. Zwei Selige umglüht gemeinsamer Tod.

Düster dampfen Wolkenschwaden aus den Urgründen teuflischer Tiefe. Brechen sich am magischen Licht der himmlischen Pforten. Sengend leuchtet dem Herrn der Finsternis des Erzengels Flammenschwert entgegen. Teuflische Macht überwindet menschliche Liebe. Liebe!

Manuskript.

Dieser Handlungsgang zeigt bereits deutlich die Anlage des Kyserschen Manuskriptes. Wie von einer Klammer zusammengehalten durch Prolog und Epilog im Himmel, die Wette um Fausts Seele zwischen Engel und Teufel, gellt mitten durch das Ganze eine deutliche Zäsur. Vor diesem Einschnitt liegt die "Deutsche Volkssage", als die Kyser selbst sein Werk bezeichnet, jenseits die von Kyser mit einigen Freiheiten verfilmte Gretchen-Tragödie Goethes. Im ersteren Teil hat die schöpferische Phantasie, befruchtet wahrscheinlich durch altes Quellenmaterial, frei gewaltet. Märchen und Sage werden lebendig, alle Register der Phantasie gezogen. Unheimliches, Gespenstisches, Drastisches. Das Drehbuch reiht Wirkung an Wirkung. Schreibt sozusagen in Fraktur. Trifft den Stil alter Holzschnitte: Hell dicht an Dunkel. Die Gestalten treten als individualistische Charaktere zurück, werden vergrößert zu Symbolen. Die Pest-Bilder wohl etwas zu breit ausgemalt. Ein anderes Buch setzt mit der Gretchen-Tragödie ein. Dämonisch-Phantastisches verschwindet, menschliche Profile, nuancierte Züge treten hervor. Humor kommt zu seinem Recht. Der Stil ist hier statt Dürer Moritz von Schwind. Nicht einmal zu einer Walpurgisnacht läßt Kyser von Goethe sich anregen, die Spukmäßiges, Volkssagenhaftes die Fülle geboten hätte. Im übrigen wird die Goethische Erbmasse stark zusammengedrängt. Eine filmdramaturgisch geschickte Leistung. Zwar manch Schönes, Liebes geht verloren -- aber auf Tempo zu arbeiten, war wohl filmisch wertvoller. Ein guter Einfall, der seine Wirkung nicht verfehlt, die Madonna im Schnee. Der Schluß, das Wiedereingreifen Faustens, zu unvorbereitet, unvermittelt.

Im Ganzen: Der Film könnte mit größerem Recht "Mephisto" heißen. Denn des Teufels Gestalt ist die tragende. Faust mehr Objekt als Subjekt. Mephisto beherrscht entscheidend, überragend das Buch. Sicherlich bewußt. Denn den Mephisto spielt -- Jannings.

Regie.

Der Anlage des Manuskriptes -- Zweiteilung -- paßt sich die Regie an. Auch hier eine deutliche Zweiteilung des Bildstils. Seine ganz großen Wirkungen holt Murnau da, wo Technik Wunderbares, Übersinnliches lebendig werden läßt. Im Stimmungsmäßigen liegt seine Stärke, im eindrucksvollen Bildgestalten -- nicht so sehr in der ziselierenden Spielleitung. Er ist vor allem der Mann der Volkssage, des Märchens. Gewölk, Dampf, bewegte Luft -- Atmosphärisches -- das sind seine bevorzugten Mittel, die er meistert, mit denen er stimmungsmäßig Vollendetes schafft. Teufelsbeschwörung, Bußpredigt, Zauberflug, spielende Kinder, Weihenacht, Scheiterhaufen und vieles andere -- da weiß er durch Stimmung zu packen. Seine spielleiterisch besten Momente: die Szene zwischen Marthe Schwertlein und Mephisto und das schluchzende Gretchen am Armstuhl der Mutter.

Darstellung.

Zwei Neuerscheinungen: Camilla Horn, deren liebliche, blonde Jugend, vom Regisseur in die richtigen Stimmungs-Effekte hineingestellt, wirksam wird -- werden muß. Aber noch keine selbständige Gestalterin, die daher der Gretchen-Figur Allertiefstes schuldig bleibt. Und Yvette Guilbert. Vollendet. Die Marthe Schwertlein. Alle Mittel der Charakterisierungskunst, des Verlebendigens beherrschend. Ekmans Faust: stark, wo es sich um Fresco-Malerei, um große Linie, um .ausladende Bewegung handelt. Minder befriedigend im feineren, durchseelten Spiel. Als junger Faust, wie aus einem Gemälde Schwinds herabgestiegen. Aber nochmals: sein Part ist schon durch das Manuskript passiv. Und der Teufel Emil Jannings. Ein nicht unliebenswürdiger Satan mit viel Sinn für Humor. Die Phantasie träumt ihn sich ins Transzendentale. Die Regie hätte manchmal straffer, sparsamer führen können -- so in der Osterszene vor dem Dom. Bestimmt eine große, eine interessante Leistung.

Technisches.

Hier liegen die Wurzeln der Kraft. Hier sind alle Aufgaben -- und man hatte sich deren die denkbar höchsten gestellt -- mit meisterhafter Virtuosität gelöst. Carl Hoffmanns Photographie verdient uneingeschränkte Bewunderung. Seine Kamera malt Gemälde. Röhrig und Herlth stellten die Bauten, wählten die Landschaften. Mit einem Stilgefühl, mit einem Bildinstinkt, mit einem Wissen um Wirkungen, das ihnen vereint mit Hoffmann ein wesentliches Verdienst am Gelingen des Wurfes zubilligt. Über Einzelheiten der technischen Probleme wird noch zu sprechen sein; hier ist zu grundsätzlichen Betrachtungen Anlaß.

Lichtbild-Bühne (Berlin) vol. 19, no. 246, 15 Oct 1926.

Aros. [Alfred Rosenthal]
Der Film vom Doktor Faust.


Das hat kein Goethe g'schrieben,
Hat kein Schiller dicht,
Ist von kein Klassiker und kein --
Man soll nicht zitieren. Es sieht zwar manchmal gut aus. Genau besehen, stimmt es dann am Ende doch nicht. Also auch hier.

Von Hans Kyser zu behaupten, daß er kein Genie sei, wäre boshaft. Ihn mit diesem Wort zu bezeichnen, das nur für die ganz Großen im Reich des Geistes bestimmt ist, würde komisch aussehen, besonders, wo wir schließlich befreundet sind. Und wo wir im Falle der Fausttitel gemeinsam gegen Hauptmann stritten im Interesse des Films und im Interesse der deutschen Sprache.

+

Wenn man landläufig vom Drama des Doktor Faust spricht, denkt man an Goethe.

Bei diesem Film soll man das nicht. Man hat alte Volkssagen, populäre Bücher des Mittelalters zugrunde gelegt, aber trotzdem wird man Reminiszenzen an Grabbe, Heine, Lenau und an den Dichterfürsten in Weimar nicht los. Literatur ist eben für unsere Generation doch stärker als Film.

Und wenn auch die Zahl derer, die den filmischen Faust sehen, größer sein wird wie das Häuflein derjenigen, die die Werke der klassischen Schriftsteller lesen, so bleibt doch für den, der sich kritisch mit dem Film beschäftigt, immer das große Vorbild, die starke Erinnerung an unauslöschliche Eindrücke aus Büchern und vom Theater.

+

Aus dunklen Wolken schälen sich gespenstisch die apokalyptischen Reiter: Krieg, Hunger und Pest.

Sie werden abgelöst von Phantasien zwischen dem Erzengel Michael und Mephisto, dem Geist, der das Böse will und das Gute schafft.

Dann erleben wir die Schrecknisse der mörderischen, schleichenden Krankheit, Faustens Ohnmacht, die Teufelsbeschwörung, die Liebesgeschichte der Herzogin von Parma und endlich den Roman von Faust und Margarete.

Wir erleben das nicht etwa nur einfach als Handlung, sondern vertieft, erweitert; und man darf auch wohl sagen: verschönt durch die Technik des Films im zwanzigsten Jahrhundert.

Schwer zu sagen, was hier am meisten fesselt. Die Handlung, das Spiel oder die Arbeit des Kameramannes und der Architekten.

Es scheint, als ob das alles zusammenklingt. Harmonisch verbunden, wie die einzelnen Töne beim musikalischen Werk, gespielt von Murnaus feinnervigen Händen.

Vielleicht ein etwas seltsamer Vergleich, wobei es jedem überlassen bleibt, etwa an den Kapellmeister und das Orchester zu denken oder an den Klavierspieler, der dem Instrument die Töne entlockt.

Aber diese beiden Möglichkeiten bringen schließlich das tiefere Problem, das in jedem künstlerischen Film liegt. Es sind letzten Endes feine Unterschiede, die für den Beschauer kaum in Frage kommen, die hier nur angeschnitten werden sollen, weil es sich um die kritische Würdigung eines der größten Filme des letzten Jahres handelt.

+

Es gehört ein gewisser Mut dazu, die Behauptung aufzustellen, daß hier die Nibelungen übertrumpft sind, daß als filmisches Kunstwerk an sich Faust höher zu stellen ist als alles, was bisher in Deutschland gemacht wurde.

Aber das muß ausgesprochen werden, aus dem sehr einfachen Grunde, weil die große, gewaltige Leistung nicht nur in der Wirkung der Gesamtkomposition liegt, sondern weil hier im einzelnen monumentale Arbeiten zu verzeichnen sind, die zusammenklingen zu einem großen, starken, wirkungsvollen Akkord.

+

Vielleicht sind die rein photographischen Elemente die stärksten. Allerdings ist das nicht etwa nur auf das Konto des Kameramannes zu setzen. Denn die Szenen, die die Fahrt Faustens und Mephistos durch die Lüfte zeigen, bedurften in der Komposition, in der technischen Durcharbeitung der höchsten technischen Ueberlegung und der größten Anstrengung der verschiedenen künstlerischen und technischen Faktoren, ehe der Photograph überhaupt so weit war, daß er in Aktion treten konnte.

Man überlege nur, welche Fülle und Mühe dazu gehörte, eine derartige Szene rein optisch zu arrangieren und zu erfassen. Es schreibt sich leicht: "Mephisto und Faust fahren über Berge und Täler, an Schlössern vorbei, durch gespenstische Schluchten." Aber es modelliert sich und dreht sich unendlich schwer, bis das fertige Bild der Absicht des Textdichters entspricht. --

+

Das sind eigentlich Selbstverständlichkeiten. Aber wenn zweitausend Meter belichtetes Zelluloid an uns im Theater vorüberziehen, übersieht man das.

Man spricht von der überwältigenden Leistung eines Jannings. Diskutiert, ob Camilla Horn wirklich die Idealgestalt des Gretchens sei und übersieht dabei, daß alle diese Leistungen, so imponierend sie an sich sind, in Nichts zerflössen, wenn nicht der Hintergrund, die Staffage so gestaltet wäre, wie es eben im Faust geschieht.

Darum ist es verkehrt, das Schwergewicht bei der Betrachtung auf das Literarische zu legen, auf das Sujet an sich.

Wesentlich ist hier der Gesamteindruck, der vielleicht viel mehr durch das rein Handwerksmäßige erzeugt ist, als durch irgendwelche Institution und Phantasiekraft.

+

Aber mit solchen Erwägungen wird man dem fertigen Werk an sich wenig gerecht. Dieser Faust will nur eine alte Sage wiedergeben. Will durch Bilder Stimmungen gestalten, wie sie uns sonst selten vermittelt werden.

Was in dem Bild sich widerspiegelt, ist einmal eine höchst menschliche, vielleicht sogar alltägliche Geschichte, die nur im besonderen Fall am Einzelschicksal das allgemein gültige Prinzip beweisen will.

Kyser will jene ewige Weisheit klarstellen, daß die Liebe stärker ist als alle anderen Mächte. Wie ihm das gelingt, ist schwer zu sagen.

+

Der Grundgedanke wird klargestellt im letzten Titel. Jeder muß ihn verstehen, jeder muß ihn begreifen. Ob er durch die Handlung bewiesen wird, oder ob er durch den Titel klargestellt wird?

Darüber wird man sehr schwer eine einzige Meinung hören. Uns scheint, daß im lebenden Bild nicht mit der gleichen Logik zu malen ist wie etwa im Drama des Wortes oder im Roman.

Das liegt einmal daran, daß es ein Leichteres ist, mit Worten etwas auszudrücken, als das Gleiche im Bild zu zeigen.

Darum hat auch gerade in Fällen, wo es sich um das rein Geistige handelt, der Schriftsteller und der Bühnendichter im Prinzip mehr Gewalt als der Mann des Films.

Es sind ganz andere Mittel, die zu demselben Ziel führen sollen. Es ist klar, daß man heute noch nicht am Endziel aller Möglichkeiten des Filmes ist. Man soll deshalb die Leistung an sich über das Prinzipielle stellen. Und wenn nur Leistungen zu wägen sind, haben die Arbeiter am filmischen Faust Anspruch darauf, unbegrenzte Anerkennung zu finden.

+

Wir sprachen schon von Jannings großer Leistung. Mag sein, daß er vielen zu outriert erscheint. Aber im großen und ganzen steht auch das, was er uns hier gibt, hoch über allem, was filmische Kunst sonst vermittelte.

Neben ihm besteht nur in gewissen Grenzen der Faust des Gösta Ekman. Dieser Schauspieler hat den Reiz der Jugend, die äußere Schönheit, die ausgeglichene Gebärde. Man vermisst an ihm nur eine gewisse Verinnerlichung; aber vielleicht war sie gar nicht am Platze, weil eben alles auf die äußerliche Wirkung gestellt war. Die Marthe Schwerdtlein gab man der Yvette Guilbert. Sicherlich eine große Künstlerin. Hier im speziellen Fall aber nicht mehr als eine gute Leistung. Vielleicht lag das an der mangelnden Routine, die beim Film nun einmal nicht zu entbehren ist. Vielleicht sprachen auch andere Gründe mit, die in diesem knappen Rahmen nicht auseinandergesetzt werden können.

Das Gretchen Camilla Horns, ein Experiment, das im Prinzip als geglückt erscheinen kann, ohne allerdings den Beweis dafür zu erbringen, daß hier wirklich die neue, große, überraschende Entdeckung einer neuen Asta Nielsen gelungen ist.

Die anderen alle Staffage, Füllwerk. Auch der Valentin Dieterles, der sich aus der Erscheinungen Flucht in die Erinnerung als beachtenswert herüberrettete.

+

Das Ganze sicherlich eine Meisterleistung des deutschen Films. Eine Leistung mit Wenn und Aber, aber eine Leistung. Das Publikum wird hier mit den Fachleuten der gleichen Meinung sein. Es wird das Werk mit innerer Anteilnahme sehen. Wird vielleicht von ihm tiefere Wirkung haben, als der Fachmann, der vor lauter Analysieren nicht zum reinen Genuß kommt. Die große Frage aber derer, die an der Entwicklung des Films interessiert sind, nämlich ob dieser Film auch über Europa hinaus von Wirkung sein wird, ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Es sprechen da die Dinge mit, die hier schon vielmals erörtert wurden. Aber schließlich machen wir ja derartige Werke in erster Linie für uns, können sie leider nicht oft machen, weil der Film ein Geschäft mit der Kunst ist, bei dem die finanzielle Seite an erster und damit auch an letzter Stelle steht.

Der Montag, Sonder-Ausgabe des Berliner Lokal-Anzeigers, no. 40, 18 Oct 1926.

e.
"Faust".


Ufa-Palast am Zoo. Mit der Faustsage verbindet die landläufige Vorstellung Goethes gedankentiefe Dichtung mit der wundersam ergreifenden Tragödie Gretchens, sie ist für alle Ewigkeit mit ihr verknüpft. Auch Hans Kyser konnte sich in seinem Faustmanuskript dem Goldgeflecht Goetheschen Geistes nicht entziehen; es mußten daher, um letzteres nicht zu entweihen, bedeutende künstlerische Faktoren am Werke sein. Man sieht staunend in die grandiose Bildwelt Murnaus und seiner Mithelfer Herlth, Röhrig und Carl Hoffmann. Herrlich, wenn die apokalyptischen Reiter Pest, Hunger und Krieg ohnmächtig gegen den Strahlenglanz der himmlischen Mächte ziehen, wenn die mächtigen schwarzen Schwingen des Teufels die von den Dämonen heimgesuchte Stadt überschatten, in der der Doktor Faust der geplagten Menschheit hoffnungslos Hilfe leistet, oder wenn Faust und Mephisto auf schwebendem Mantel über Städte und Länder, Gebirge und Abgründe, über Wasserfälle und Schluchten dahingleiten. Auch die Kirchenszenen sind einzig. Aber wenn aus der Bildsymphonie die unendlich zarte Liebesmelodie Goethes heraustönt, dann streift Murnau ganz leise die etwas süßliche Spielfilmatmosphäre. So wunderlieblich das Gretchengesicht Camilla Horns anmutet, soviel Reinheit und Jungfräulichkeit sie ausstrahlt, in den großen tragischen Auftritten rührt nichts an unser Herz. Auch Gösta Ekmanns Faust verrät nicht die himmelanstürmende Kraft inneren Erlebens. Emil Jannings als Mephisto hat natürlich große Momente. Murnau hat in diesem Film Ueberragendes geschaffen, jedoch läßt auch er mitunter zwingende Notwendigkeit vermissen und man sagt sich: um wieviel schöner und festlicher hätte dieser Film sein können, wenn, bei aller Hochachtung vor dem Werk, auf der ganzen Linie letzte künstlerische Forderungen erfüllt worden wären.

Die Welt am Montag (Berlin) vol. 32, no. 42, 18 Oct 1926.

Th. Haubach
Faust im Film.


Der mit Spannung erwartete Faustfilm ist nun auch in Hamburg herausgekommen. Schon der erste Abend der Aufführung sah im Lessingtheater eine dicht gedrängte Zuschauermenge, die dies unbestreitbar bedeutende Ereignis der deutschen Filmkunst unter den ersten miterlebt haben wollte. Was haben diese eifrigen und hingabebereiten Besucher nun gesehen? Eine Verfilmung von Goethes Faust? Das nicht, und zwar Gott sei Dank nicht. Mit Recht sagt der Verfasser des Filmmanuskripts, Hans Kyser, daß "ein an Goethes Dichtung sich eng anschließender Film ohne das Goethesche Wort unverständlich geblieben und in seinem bildhaften Gefüge völlig auseinandergehalten wäre." Sehr gut! Was sieht man also dann? Um es kurz zu sagen und vielleicht etwas grob -- eine Verfilmung von Gounods Gretchen-Tragödie. Das ist kein guter Tausch. Wahrhaftig, Herr Kyser, der bereits erwähnte Verfasser des Filmmanuskripts, hat in einem gedankenreichen und klug formulierten Vorwort eine viel brauchbarere Idee entwickelt -- nämlich die Verfilmung der alten Volksmär unter Verwendung möglichst zahlreicher Spielarten der lebendigen und vielgestaltigen Legende. Und Gerhart Hauptmann, der die mehr und auch weniger schönen Begleitverse zu dem Film geschrieben hat, drückt das richtige, aber leider nicht angewandte Prinzip sehr einprägsam so aus:

Ein Faust in Bildern, warum denn nicht?!
Nicht Goethes unsterbliches Weltgedicht
Ein Bildersturm, ein Wirbelwind,
Drin Dämonen und Geister zu Hause sind.

Die Gretchentragödie ist nun aber nichts Typisches für die Faustfrage, und außerhalb der Goetheschen Sprachgewalt wird sie leicht hintertreppenmäßig banal und sentimental. Der Faustfilm ist dieser Gefahr nicht entgangen. Nehmt dem Gretchen, nehmt dem Faust und den andern all das historische Kostüm, zieht ihnen irgend etwas anderes an, und es kommt die übliche Jungferntragödie heraus -- nichts anderes. Ueber diesen Grundfehler in der Anlage hilft auch die besondere Leistung der Schauspieler nicht heraus. Diese Leistung ist bei einem Film, wie dem Faustfilm, der mit so großen und ernsten Ansprüchen vor das Publikum tritt, beinahe selbstverständlich. Der Berichterstatter muß gestehen, daß ihn am Film immer mehr das Ganze, also Regie und Ensemble anzieht, als die Einzelleistung, die bedenklich in ihrer Sonderbewertung an das Theater erinnert, mit dem der Film nicht konkurrieren soll.

Diese Einzelleistungen zerfasern den Film, anstatt ihn zusammenzuführen. Da bewundert man einmal Jannings als Mephisto, der eindrucksvoll tückisch und pfiffig zwar eher einen Troll, einen Elementargeist, statt den Höllenfürsten spielt, da bewundert man Yvette Guilbert, feist und verliebt, als Marthe, die zarte und schöne Camilla Horn als Gretchen. Der jugendliche Faust Gösta Eckmanns ist schön und süß, aber ohne Tiefe, ohne den zaubrigen Schauer, den ein Faust nie verlieren darf. Als alter Faust trägt Eckmann eine derartig uncharakteristische, schablonenhafte Maske, daß jede Leistung unmöglich gemacht wird.

Regiemäßig hat der Film ein paar große Stellen, so besonders die Beschwörung des Satans am Kreuzweg, wobei weniger der Spuk, als die gespenstische Unscheinbarkeit der Teufelserscheinung bestrickt. Er hat auch manche Fehler, so die unübersichtlichen Szenen beim Hochzeitsfest zu Parma und vor allem die bildmäßig völlig zerfallene Hinrichtung Gretchens. In dieser Szene hat übrigens auch der Photograph versagt.

Alles in allem ist der Faustfilm trotz der lobenswertesten Absichten nicht geglückt und seine starke Wirkung auf das Publikum beruht stellenweise auf Eigenschaften, die nicht ganz ruhmvoll sind. Versöhnend stimmt die Strenge und der Ernst des künstlerischen Willens, der in Einzelheiten neben Verunglücktem auch Bedeutendes geleistet hat.

Hamburger Echo vol. 53, no. 4, 05 Jan 1927.



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NOTES



Hauptmann und kein Ende

Das "Neue Wiener Journal" veröffentlicht einen Artikel seines Berliner Korrespondenten über Hauptmann und "Faust", in dem es heißt, inzwischen sei auch die Ufa zur Erkenntnis gelangt, daß es für sie ratsamer sei, auf die in siebenhundert Versen formulierten Filmtitel zu verzichten. Das Honorar von 20 000 Mark soll trotzdem auch gezahlt werden.

Wie uns hierzu von der Presseabteilung der Ufa ausdrücklich mitgeteilt wurde, entspricht diese Meldung keineswegs den Tatsachen: Die Ufa denke nicht daran, Verse zu bestellen, ohne sie nachher abzunehmen.

Film-Kurier (Berlin) vol. 8, no. 211, 09 Sep 1926.



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Faust flyer

Flyer for our 11 Oct 2004 Berlin screening (front).



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LITERATURE



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Last update (this page): 29 Dec 2004.

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