DVD REVIEW

WUNDER DER SCHÖPFUNG (1925)
Regional Code 0,
silent with musical score, b/w (tinted),
approx. 92 mins, German intertitles,
optional English voice-over
Edition filmmuseum,
released 05 Jun 2009
    Wunder der Schoepfung DVD Cover
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Einer der schönsten deutschen Filme der Zwanziger Jahre ist kein Spielfilm, sondern ein Dokumentarfilm aus der Ufa-Kulturabteilung: Hanns Walter Kornblums Reportage aus der Zukunft, WUNDER DER SCHÖPFUNG. Der Film, in englischsprachigen Veröffentlichungen gerne auch als "deutscher Star Trek" bezeichnet, versucht das Wissen seiner Zeit über die Erde und das Weltall darzustellen: In einer geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Dokumentation erfahren wir von den Planeten und Wundern des Weltraums und erleben dann einen Flug zum Mond, zum Mars, durch das Sonnensystem und zurück, bis wir schließlich Zeuge des Endes der Erde werden. WUNDER DER SCHÖPFUNG ist damit ein Vorläufer späterer Weltraum-Epen wie Fritz Langs FRAU IM MOND (1929), Pavel Kluschanzews DER WEG ZU DEN STERNEN (1958) und Stanley Kubricks 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968). "Wenn das Raumschiff phantastischer Zukunft durch die Sternenhaufen segelt und diese in wunderbarer Plastik auf uns zu und an uns vorbei zu fliegen scheinen, so kann man den spontanen ausbrechenden Beifall des Publikums verstehen", schrieb die Lichtbild-Bühne, als der Film nach fast drei Jahren Produktionszeit im September 1925 in Berlin uraufgeführt wurde.

Erst vor kurzem wiederentdeckt, ist der Film in jahrelanger Arbeit vom Filmmuseum München unter Leitung von Stefan Drössler restauriert worden. Grundlage waren eine eingefärbte Nitro-Positivkopie aus dem finnischen Filmarchiv in Helsinki und ein Nitro-Dup-Negativ aus der Sammlung der Deutschen Kinemathek Berlin. Die Rekonstruktion des Films stellt die Originalfassung des Films nahezu vollständig wieder her, es fehlen nur einige wenige Einstellungen. Nachdem die rekonstruierte Version im Juni 2008 bei einer Sondervorführung im Filmmuseum München während des Münchner Filmfests wieder aufgeführt wurde, ist WUNDER DER SCHÖPFUNG nun bereits ein Jahr später auf DVD erschienen und somit jedermann auch zuhause zugänglich. Die DVD in der Reihe "Edition filmmuseum", die uns nun schon einige seltene Stummfilme zugänglich gemacht hat, ist dabei vorbildlich ausgestattet: Sie enthält neben dem Hauptfilm noch Kornblums zuvor produzierten Lehrfilm EINSTEINS RELAITIVITÄTSTHEORIE, eine Reihe kurzer Audio-Interviews, in denen Kornblums Sohn seinen Vater kurz nach dessen 90. Geburtstag zu seinen Filmen befragt, und ein ROM-Bereich enthält umfangreiche Dokumente zu den Filmen. Zusätzlich bietet ein 20-seitiges Beiheft in deutscher und englischer Sprache noch zahlreiche Beiträge zu Kornblum, der Entstehungsgeschichte des Films und zur Rekonstruktion. Da ist alles genau am Platze: Wenn man die Filme sehen will, benutzt man natürlich ein DVD-Gerät, wenn man die Texte lesen will, dann nimmt man lieber ein Heftchen zur Hand (statt, wie manche DVDs es dem Benutzer zumuten, seitenlange Texte am Fernsehschirm zu lesen), und wenn man sich vertieft mit den Materialien zum Film befassen will, dann kann man das am eigenen Computer machen.

Seinerzeit wurde der Film von Publikum und Kritik enthusiastisch aufgenommen: "Selten sind die besonderen filmischen Möglichkeiten so ausgenutzt worden wie hier" (Berliner Börsen-Zeitung), "der deutsche Film hat eine neue Schlacht gewonnen" (Film-Kurier), "kein Wort des Lobes wäre zu viel, mit dem man diesen neuen Film begrüßt" (Vossische Zeitung). Zweifellos ruft der Film bei heutigen Aufführungen die gleiche begeisterte Reaktion hervor, wie bei der Sondervorführung im Münchner Filmmuseum, deren Live-Musikbegleitung mitgeschnitten und für die DVD verwendet wurde (Aljoscha Zimmermann am Piano und Sabrina Zimmermann an der Violine). Wer kann sollte einmal versuchen, WUNDER DER SCHÖPFUNG im Kino mit zu sehen.

Zusatz: Einem freundlichen Hinweis von Ralf Bülow verdanke ich die Information, dass zwei Teile der englischsprachigen Version des Films im Prelinger-Archiv zugänglich sind: Trip to the Planets und Heavenly Bodies.

OLAF BRILL
18 Aug 2009

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filmhistoriker.de, edited by olaf brill.

Last update (this page): 19 Nov 2009.

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