Daniel Semler Brigitte Helm Der Vamp des deutschen Films München: belleville 2008 239 Seiten, deutsch, zahlreiche Abbildungen ISBN 9783936298567 |
Brigitte Helm, blutjung, mit biegsamem Körper, "katzenartig", "schlangenhaft", wie Kritiker sie aufgrund ihrer Art sich zu bewegen oft nannten, wurde durch ihre erste Filmrolle in Fritz Langs Science-Fiction-Film METROPOLIS mit einem Schlag berühmt. In goldschimmernder Rüstung als Maschinenmensch Maria ist sie laut Semler eines von genau zwei unsterblichen Bildern des deutschen Films (neben Marlene mit Zylinder auf dem Fass, S. 9). Wer war der Mensch hinter der Ikone? Von der Ufa an einen Zehnjahresvertrag gekettet, war Helm zunehmend unzufriedener damit, auf die Rolle des Vamps und der Femme fatale festgelegt zu werden. Gleich nach dem Ende des Vertrags 1935 heiratete sie einen Millionär und zog sich aus dem Filmgeschäft zurück. Als sie 1996 in Ascona starb, erinnerte man sich an sie vor allem als Ikone -- in ihrer ersten Rolle als Maschinenmensch in METROPOLIS.
Hundert Jahre nach ihrer Geburt erinnert nun Daniel Semler an Brigitte Helm. Seine umfangreiche Monografie ist sorgfältig recherchiert und enthält zahlreiche Details über Leben und Werk dieser herausragenden deutschen Darstellerin, auch solche, die bisher nicht oder wenig bekannt waren. So beginnt gleich der kurze biografische Abriss über Helms Kindheit und Jugend (S. 21-23) mit einer wichtigen Neudatierung: Nicht 1906 wurde Brigitte Eva Gisela Schittenhelm in Berlin geboren, wie ältere Quellen schreiben, sondern erst 1908. Demnach war sie, als Fritz Lang sie für METROPOLIS castete, keine 19, sondern erst süße 17. Und als sie starb 88, nicht 90.
Beginnend mit METROPOLIS folgt ein Spaziergang durch Helms Filmografie (S. 24-180) mit Inhaltsangaben, Kommentaren zu den Filmen und Auszügen aus Kritiken, zwischendurch auch Kapitel über Helms Privat- und Starleben, z.B. die kurze Ehe mit Richard Weißbach 1928-1934 (S. 68-69), den Prozess 1929, mit dem sie vergeblich versuchte, dem Ufa-Vertrag zu entkommen (S. 82-88), Helm in Mehrsprachenversionen (S. 106-107) und Helm als Mode-Ikone (S. 174-177). Mittendrin sind viele Originaldokumente abgedruckt, z.B. Artikel aus Ufa-Presseheften (S. 160, 167), Auszüge aus Briefwechseln zwischen Helm und Fritz Lang (S. 33-36, 207-210) oder Helms Fragebogen der Reichsfilmkammer vom 5.10.1933 (als Faksimile, S. 183/184). Semler hat nicht nur die veröffentlichten Quellen recherchiert, sondern auch mit Zeitzeugen gesprochen, etwa der Autorin und Filmemacherin Katja Aschke, der Helm 1992 nach über vierzig Jahren ein einziges -- und ihr letztes -- Interview gab, und mit Brigitte Helms Kindern, sodass im Buch auch zahlreiche Privatfotos und Informationen über Helms Leben nach der Hochzeit mit dem Industriellen Hugo E. Kunheim 1935 und ihre letzten Lebensjahre zu finden sind (S. 196-211). Ein Interview mit dem Sohn Pieter aus dem Jahr 2003 (S. 213-221) und eine von Daniel Cilento erstellte Filmografie (S. 223-235) runden das Buch ab.
Erschienen ist Brigitte Helm - Der Vamp des deutschen Films in Michael Farins belleville-Verlag, bekannt für seine wunderschönen Filmbücher (so zu NOSFERATU, über Sybille Schmitz und Erna Morena). Somit wird Semlers Arbeit in optisch herausragender Weise präsentiert: mit vielen Abbildungen, Film- und Werk-, Privat- und Publicityfotos, Karikaturen, Filmplakaten, Titelbildern in- und ausländischer Zeitschriften und Bücher, das Ganze teilweise in Farbe und in einwandfreiem Layout: So sollten Filmbücher aussehen!
(Persönliche Randbemerkung: Als Brigitte Helm 1996 starb, war das auch die Initialzündung für diese Filmhistoriker-Website. Es war das Jahr, in dem das Internet in Deutschland populär wurde, und jeder machte damals seine erste eigene "Homepage". Tageszeitungen hatten noch keine Internet-Präsenzen, und so fragte ich einige, ob ich ihre Nachrufe auf Helm im Internet veröffentlichen dürfe. Die Antworten bekam ich damals per Brief, und so fing das alles an.)
filmhistoriker.de,
edited by olaf brill.
Last update (this page): 25 Feb 2009.
The texts and images on this site are copyright © by the respective authors,
except where otherwise noted. Mostly, the items were published by kind permission,
but we were not able to find out all the copyright holders or their legal successors.
If you know about them, please let us know, especially if there's anything wrong
with publishing these texts or images. We do not intend to harm anyone's rights
and thought we best serve the purpose of understanding film and general history
displaying this source material and make it available for everyone.
If no author or source is noted, the texts are copyright © 1996-2009 Olaf
Brill.
Impressum Datenschutz